Portal Klosterkirche Petershausen

MUSICA SACRA aus dem ehemaligen Kloster Petershausen

Als 1802 das Kloster Petershausen nach über 900-jährigem Bestehen säkularisiert wurde, endete auch die Tradition der Petershauser Klostermusik, die im Laufe der Zeit einiges an bedeutenden Kompositionen und  Kapellmeistern hervorgebracht hatte. Die beiden letzten Kapellmeister des Klosters vor dessen Auflösung waren Alfonso Albertini (1736-1790) und Aemilian Kayser  (1749–1831). Über ihr Leben ist wenig bekannt; beide stammten aus dem süddeutschen Raum und traten schon in jungen Jahren ins Kloster ein.

Alphons Albertin, der vorletzte Kapellmeister, wuchs in Konstanz als Findelkind auf und wurde im Kloster Petershausen ausgebildet. Nach seiner Profess 1753 konnte er sich im Kloster durch sein hervorragendes Orgelspiel profilieren. Er wurde erster Organist und stieg schließlich 1779 zum Kapellmeister („Regens chori“) auf. Seinen Namen gibt er auf seinen autographen Handschriften italienisiert mit „(Don) Alfonso Albertini“ an. Er stand in engem Kontakt mit den Klöstern Salem und Einsiedeln (beide besaßen 4 Orgeln; vermutlich entstand seine „Sonate - Intrada für 4 Orgeln, Bläser und Pauken“ für eines dieser Klöster. Sie ist das einzige Werk Albertinis, das bisher auf CD eingespielt wurde; editiert und durch einen Verlag herausgegeben wurde sie hingegen nicht, es existiert nur die originale Handschrift und eine handschriftliche Abschrift. Seine Messe in d-Moll für Gesangssolisten, Chor und Orchester, ein großangelegtes Werk von ca. 50 Minuten, zeugt von seiner kompositorischen Meisterschaft und der Qualität der Musik im damaligen Kloster. Seit der Auflösung des Klosters dürfte dieses Werk nie mehr erklungen sein. Das Autograph dieser Messe konnte nun im Archiv des Klosters Einsiedeln ausfindig gemacht werden und wurde dieses Jahr durch den Verfasser dieser Zeilen neu editiert und wieder spielbar gemacht.

Nach Albertinis Tod übernahm Aemilian Kayser die Kapellmeisterstelle im Kloster, der wohl schon unter Albertinis Leitung als Organist des Klosters tätig gewesen war. Aus seiner Hand sind etliche Werke in oratorischer Besetzung erhalten oder nachgewiesen, darunter eine große Messe und mehrere großangelegte Vespern – im Druck erschien bisher hingegen nur ein Magnificat für Chor und Orchester. Kayser stammte aus Oberndorf (Neckar) und studierte Komposition u.a. bei Abbé Vogler in Mannheim sowie Theologie in Eichstätt. Er pflegte Kontakt mit bedeutenden Komponisten seiner Zeit, u.a. Michael Haydn. Für das Kloster Petershausen komponierte er nicht nur, sondern schaffte auch Erstausgaben kirchlicher Kompositionen seiner Zeit an und führte sie im Kloster auf. Originaldrucke damals zeitgenössischen Werke etwa  J. Haydns mit den Signaturen Kaysers sind in den Archiven erhalten. Nach der Klosterauflösung soll er noch einige Zeit in der dortigen Kirche als Chorregent gewirkt haben, hielt sich aber v.a. im Kloster Weingarten auf.

In Ihren eigenen Kompositionen versuchten  sowohl Albertini als auch Kayser, ihrem Vorbild Haydn und seinem Stil nachzueifern. Dabei erreichten sie ein erstaunliches Niveau und waren zu Lebzeiten überregional bekannt; durch die Säkularisation gerieten sie jedoch bald in Vergessenheit.

Wenn sich im kommenden Jahr 2021 an Pfingsten die Gründung der Pfarrei St. Gebhard zum 100. mal jährt, wird – so denn die Pandemie dies bis dahin wieder zulässt – einige der Werke dieser beiden Meister in einem Festkonzert wieder zum Klingen gebracht werden; darunter die „Missa in d-Moll“ von Albertini als „Wieder-Uraufführung“ nach über 200 Jahren.

Martin Weber

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