Portal Klosterkirche Petershausen

Was soll das Portal aus Stahl? Es erinnert ein fast vergessenes Stück Geschichte von Konstanz-Petershausen

Ist es eine neue Landmarke zwischen Sternenplatz und Archäologischem Landesmuseum oder ein Stück unverständliche moderne Kunst? Hinter dem auffälligen Bauwerk an einem vernachlässigten Konstanzer Platz steckt eine ganz besondere Geschichte.

Das Ziel ist erreicht, und schon wird das nächste Projekt angesteuert. Wer die ehrenamtlich engagierten Aktivisten des Vereins Petershauser Orgelkultur kennt, den überrascht es kaum, dass mit der Einweihung des neuen Portals Klosterkirche Petershausen durch Weihbischof Peter Birkhofer nicht der Schlussakt eines ehrgeizigen Projekts gesetzt wurde. Vielmehr wurde der festliche Anlass mit Freiluftgottesdienst zur Auftaktveranstaltung für weitere Taten, um die Historie des Benediktinerklosters auf rechtsrheinischer Seite ablesbar und erlebbar zu machen. "Uns ist es wichtig, die Urzelle von Petershausen ins Bewusstsein zu rücken", so Wolfgang Müller-Fehrenbach, Vorsitzender der Petershauser Orgelkultur, der das Einweihungsfest "als einen ganz großen Tag der Freude" bezeichnete.

Weihbischof Peter Birkhofer und Pfarrer Andreas Rudiger weihten nach dem Freiluft-Festgottesdienst auf dem Areal des ehemaligen Klosters Petershausen das neue Portal Klosterkriche Petershausen ein. Bild: Aurelia Scherrer
Weihbischof Peter Birkhofer und Pfarrer Andreas Rudiger weihten nach dem Freiluft-Festgottesdienst auf dem Areal des ehemaligen Klosters Petershausen das neue Portal Klosterkriche Petershausen ein. Bild: Aurelia Scherrer
Mit dem Petershauser Portal-Kunstwerk aus Spezialstahl: Karl Langensteiner-Schönborn, Wilderich Graf von und zu Bodman, Wolfgang Müller-Fehrenbach, Uli Burchardt, Eberhard Schlag, Hanna Baumann, Eva Hillemeyr und Anja Riedesser (von links). Bild: Scherrer
Mit dem Petershauser Portal-Kunstwerk aus Spezialstahl: Karl Langensteiner-Schönborn, Wilderich Graf von und zu Bodman, Wolfgang Müller-Fehrenbach, Uli Burchardt, Eberhard Schlag, Hanna Baumann, Eva Hillemeyr und Anja Riedesser (von links). Bild: Scherrer


Kaum zu glauben: In Petershausen sollte einmal so etwas ähnliches entstehen wie der Vatikan

"Es ist ein historischer Augenblick, ein bedeutsamer Moment", wertete Pfarrer Andreas Rudiger, denn das neue Portal weise genau auf jene Stelle, an der früher die Klosterkirche stand. Bischof Gebhard habe mit der Gründung des Benediktinerklosters die Idee von Bischof Konrad fortgeführt. Jener hatte das Ziel, Konstanz solle mit seinen sakralen Bauten ein Abbild der heiligen Stadt Rom werden. "Nomen est omen: Petrus husi – Peterhausen", so Pfarrer Rudiger, der die Symbole deutete: Der Rhein stehe für den Tiber und das Kloster Petershausen solle an den Vatikan erinnern. Das neue Portal gebe Anstoß darüber nachzudenken, "woher wir kommen und wohin wir gehen".

OB gibt zu: Das Umfeld des neuen Kunstwerks ist noch etwas verbesserungswürdig
OB Uli Burchardt lobte das Engagement der Petershauser Orgelkultur, das Portal wieder aufzubauen. Beeindruckt war er vor allem, "mit welcher Entschlossenheit und Präzision ihr gearbeitet habt". Das Portal füge sich als "leuchtender Stein" in das bald endende Konziljubiläum ein. Auch städtebaulich sei das Projekt sinnvoll, denn es würde "ein Ort zum Leben erweckt, der weitgehend vergessen wurde." Das Amt für Stadtplanung und Umwelt werde daran arbeiten, das ganze Umfelds attraktiver machen. Wie sehr das noch nötig ist, wurde aber erst während der Rede von Eberhard Schlag, Professor für Architektur und Gestaltung an der HTWG Konstanz, dessen Studierende das Portal entworfen hatten, deutlich.

Drei Studentinnen der HTWG haben für die Stadt Konstanz etwas Bleibendes geschaffen
Die Aufgabe, die der Verein an die HTWG gestellt hatte, war es, die Geschichte des Klosters ins Bewusstsein zu rücken. Vier Entwürfe wurden einer Jury und dem Gestaltungsbeirat vorgelegt; das Konzept "pars tempi" von Hanna Baumann, Eva Hillemeyr und Anja Riedesser bekam den Zuschlag. Entstanden ist nun die Adaption des ehemaligen Kirchenportals. "Es ist ein solides Bauwerk, für die Ewigkeit gebaut", stellte Schlag fest. Allerdings hatten die Studierenden schon weiter geplant und Ideen entwickelt, wie das Kirchenschiff und der Grundriss des ehemaligen Klosters visualisiert werden können. "Es kann also weitergehen", schmunzelte Schlag, die Einweihung des Portals sei "der Startschuss für ein Projekt und nicht das Ende".


Das dürfte noch für Debatten sorgen: Das neue Portal soll erst der Anfang für eine neue Geschichts-Inszenierung sein

Die Studierenden hatten sich auch überlegt, wie der Grundriss zweidimensional auf einer Fläche widergespiegelt und gleichzeitig die bestehenden Gebäude mit der Geschichte verbunden werden könnten, wie Hanna Baumann erklärte. Das Kirchen-Portal – als einziger Rest der Klosterkirche wird das Original im Museum im Karlsruhe aufbewahrt – hatten sie "nicht banal aus Stein nachgebildet", so Baumann, sondern zeitgemäß interpretiert. Bewusst hatten sie es in vier Bögen unterteilt, um Leichtigkeit zu erzielen und ein "Spiel mit den Perspektiven" zu ermöglichen. Die Studierenden haben aber weitergedacht: Sie überlegten sich, wie man den "sakralen, großen Raum wieder spürbar machen kann"; nämlich mittels einer Holzkonstruktion, wobei sich die einzelnen Bögen zwischen den Bäumen und Häusern spannen. "Vielleicht wird es in naher Zukunft realisiert", meinte Hanna Baumann und hatte schon eine Idee für die Nutzung: Freiluft-Gottesdienste, wie der erste an der Stelle seit langem zur Eröffnung an Christi Himmelfahrt gefeiert wurde.

Kloster Petershausen
Vom Kloster Petershausen mit seiner Kirche St. Gregor ist heute kaum mehr etwas zu erkennen. Der Verein Petershauser Orgelkultur setze sich 2015 zum Ziel, ein neues Portal der 1831 abgerissenen Kirche an historischer Stelle an der Südseite des Archäologischen Landesmuseums aufzustellen, um auf die historische Bedeutung hinzuweisen. Einen Wettbewerb unter Studierenden der HTWG gewannen Hanna Baumann, Eva Hillemeyr und Anja Riedesser. Ihr Werk aus Cor-Ten-Stahl wurde von Weihbischof Peter Birkhofer und Pfarrer Andreas Rudiger eingeweiht.

SÜDKURIER Konstanz, 11.05.2018
Von Aurelia Scherrer

© Petershauser Orgelkultur
St.-Gebhard-Platz 12
78467 Konstanz
E-Mail: mail@petershauser-orgelkultur.de

Bankverbindung:
Sparkasse Bodensee
DE20 6905 0001 0024 0156 12
SOLADES1KNZ