Portal Klosterkirche Petershausen

Sie wollen Unsichtbares sichtbar machen

Nach dem Portal geht's weiter, denn es führte einstmals in die 992 erbaute Klosterkirche. Bild: Aurelia Scherrer
Nach dem Portal geht's weiter, denn es führte einstmals in die 992 erbaute Klosterkirche. Bild: Aurelia Scherrer

Das Cortenstahl-Portal direkt am Anbau des Archäologischen Landesmuseums scheint auf den ersten Blick deplatziert. Viele Passanten fragen sich, was es mit diesem Kunstwerk auf sich haben könne und warum es genau an diesem Platz steht. Ganz einfach: Es ist die Nachbildung des Portals der ehemaligen Klosterkirche Petershausen, die genau über den Relikten des Originals errichtet wurde. Sie führte seinerzeit in die romanische Klosterkirche. Doch davon kann man heute kaum etwas erahnen. Blickt man vom Portal zur Musikschule sieht man nur Bäume, von einer Kirche keine Spur. Doch das soll sich ändern. Der Verein Petershauser Orgelkultur hat sich im Schulterschluss mit Studierenden der HTWG Konstanz, in enger Kooperation mit der Stadt Konstanz, Archäologen und den Angrenzern, entschlossen, die Urzelle des Stadtteils Petershausen wieder sichtbar zu machen.

Ziel ist es, die Grundmauern des Kirchenschiffs und des Kirchturms sowie den Altar zu visualisieren. So ähnlich könnte es dann aussehen. Bild: HTWG
Ziel ist es, die Grundmauern des Kirchenschiffs und des Kirchturms sowie den Altar zu visualisieren. So ähnlich könnte es dann aussehen. Bild: HTWG

Die Einweihung des Portals im Mai 2018 bezeichnet Wolfgang Müller-Fehrenbach, Vorsitzender des Vereins Petershauser Orgelkultur, als „Durchbruch für Petershausen“, denn hierbei handle es sich um den Fingerzeit auf jenes Kloster, welches der Stadtteil später seinen Namen zu verdanken hatte. Dass das Projekt ob der Sinnhaftigkeit des Unterfangens weitergeführt werden muss, war den Initiatoren wie den Planern – der HTWG-gruppe „pars tempi“ – seinerzeit schon klar. „Die Geschichte des Klosters Petershausen in Bezug zum Petersdom in Rom ist spannend“, findet Architekturstudent Roman Kreuzer. Er führt jetzt die Planungen von „pars tempi“ weiter, denn die Gruppe hat ihr Studium mittlerweile beendet. Ist es nicht eine undankbare Aufgabe, ein bereits begonnenes Projekt weiterzuführen? „Überhaupt nicht“, lacht Kreuzer. „Bei uns Architekten ist es normal, dass man Angefangenes vollendet oder Bestandsgebäude weiterführt. Außerdem hat die Gruppe, zu denen ich einen guten Kontakt habe, ein außerordentlich gutes Projekt erarbeitet.“ Was ihm besonders gefällt: „Es ist eine spannende Aufgabe, das noch Unsichtbare wieder sichtbar zu machen.“

Wie aber macht man Unsichtbares sichtbar? Wo die Fundamente der Kirche liegen, ist bekannt. Ursprünglich sahen die Überlegungen vor, mittels einer Holzkonstruktion die dreischiffe Basilika zu skizzieren. „Der Knackpunkt“, so Kreutzer, „sind die Original-Fundamente, die direkt unter der Erde liegen und die nicht angerührt werden sollten.“ Die Umsetzung dieser Idee wäre sehr aufwändig und kostenintensiv, auch was die folgenden Bauunterhaltungen anbelange, bestätigt Wolfgang Müller-Fehrenbach, weshalb die Initiatoren nun von der Visualisierung der dritten Dimension Abstand genommen haben.

„Wir verfolgen jetzt die Idee, eine Konstruktion zu errichten, die ohne Gründung für sich alleine steht“, erläutert Roman Kreuzer, zumal „man mit den Bäumen, die beinahe die Höhe des einstigen Kirchenschiffes haben, visuell spielen kann; sie sind beinahe Teil der Architektur geworden“. Jetzt sollen lediglich die Grundmauern der Kirche samt Turm sowie der Altar nachgebildet werden. Zunächst dachte der Architekturstudent, die Mauern je nach Topographie in einer Höhe zwischen 45 bis maximal 60 Zentimeter nachzubilden, und zwar in Cortenstahl, um damit die optische Verbindung zum bereits bestehenden Portal herzustellen. Mittlerweile gehen die Überlegungen bezüglich Materialität in Richtung Stein, wobei der Grünraum selbstverständlich erhalten bleibe.

Noch ist vieles im Werden und Entstehen. „Die Planungen für dieses Areal ist Teil der städtischen Gesamtplanung „Klosterareal Petershausen“, für die der Gemeinderat der Verwaltung den entsprechenden Auftrag erteilt hatte“, ergänzt Wolfgang Müller-Fehrenbach. Er geht davon aus, dass die Planungen, die mit dem Amt für Stadtplanung und Umwelt sowie mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden, mitsamt Kostenschätzung dem Technischen und Umweltausschuss im zweiten Halbjahr dieses Jahres zur Beratung vorgelegt werden können.

Klosterkirche Petershausen

Die Historie: Auf dem Areal zwischen Musikschule und Archäologischem Landesmuseums direkt an der Spanierstraße/Sternenplatz stand einstmals eine Klosterkirche, die 992 gebaut und 1832 abgebrochen wurde.  Die dreischiffige Basilika wurde als „Petri domus, Haus des Petrus“ bezeichnet und wurde damit namensgebend für „Petershausen“.

Der Verein: Der Verein Petershauser Orgelkultur hatte sich im Jahr 2015 zum Ziel gesetzt, ein neues Portal der Kirche an historischer Stelle an der Südseite des Archäologischen Landesmuseums aufzustellen, um auf die historische Bedeutung des Stadtteils hinzuweisen. Studierende der HTWG hatten Entwürfe eingereicht, die juriert wurden. Hanna Baumann, Eva Hillemeyr und Anja Riedesser hatten mit „pars tempi“ den Sieger-Entwurf ausgearbeitet. Sie haben ein fünf Meter hohes Kunstwerk aus Cortenstahl als Adaption des Klosterkirchen-Portals entworfen, welches im Mai 2018 von Weihbischof Peter Birkhofer eingeweiht wurde.  

Die Zukunft: Die Studentengruppe „pars tempi“ hatte bereits weitere Vorschläge erarbeitet, um das gesamte Kirchenschiff zu visualisieren. Mittlerweile haben alle ihr Studium beendet. Die Arbeit führt nun Architekturstudent Roman Kreuzer federführend  mit dem Verein weiter. Die Planungen sollen im zweiten Halbjahr dem Technischen und Umweltausschuss der Stadt Konstanz vorgestellt werden.

SÜDKURIER Konstanz, 23.04.2019
Von Aurelia Scherrer

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