Portal Klosterkirche Petershausen

Kloster Petershausen entdecken und gemeinsam erleben lassen

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung der Klostererlebnistage Petershausen wurde deutlich, welch breite „Petershauser-Gemeinde“ mit den Verantwortlichen aus der Gebhardspfarrei mit dem Verein Orgelkultur, der Pauluskirche, dem Archäologischen Landesmuseum, dem Stadtarchiv, dem Kreisarchiv, der unteren Landesdenkmalbehörde KN samt der Musikschule und dem Förderverein des ALM Wolfgang Müller-Fehrenbach (Vorsitzender Petershauser-Orgelkultur) als Hauptorganisator zu vereinen verstand.
Frau Dr. Theune-Großkopf hatte als Hausherrin des ALM in ihrer Begrüßung nah dem Refektorium der Benediktiner Reichsabtei die wissenschaftlichen Hauptreferenten Prof. Dr. Jürgen Klöckler, Leiter des Stadtarchivs Konstanz, und den Leiter des Kulturreferats des Landkreises Konstanz, den Archäologen Dr. Jürgen Hald als profunde Referenten des Auftaktabends zur spannenden Klostergeschichte angekündigt:

Dr. Jürgen Hald nahm mit einer ergreifenden und anschaulichen Spur die Zuhörer mit in die Anfänge „Petris Hus“. Er ließ ahnen, zu welcher überregionalen Bedeutung sich das Kloster entwickelte, welches Kleinod der Kunst mit dem Abriss verloren ging und wandelte die Zuhörer schnell aus der historischen Nachbetrachtung zu einer entschiedenen Erinnerungs-Gemeinde für eine sichtbare Wahrung der Urzelle Petershausen.

Eindrucksvolle Bilder der verschiedenen Klosterausdehnungen bis zur Stilllegung der Kirche 1818 und dem Abriss 1831 ermöglichten die Erfassung der Dimensionen und die Bewunderung der kunsthistorischen Gestaltung der Klosterkirche.
Die Recherchen mit Mitteln der Bodendenkmalspflege beweisen die Lage der wesentlichen Kirchenmauern. So ist die Außenkontur, der eingebundene Turm und der Hochaltar sowie die einzelnen Säulenfundamente in exakter Lage festgestellt und entspricht dem Erinnerungsportal sowie der angedeuteten Außenecke im Süd-West-Bereich der Kirche.

Gabriel Bucelin 1627: 1162-1180 die zweite Klosterkirche
Gabriel Bucelin 1627: 1162-1180 die zweite Klosterkirche

Daten aus dem Vortrag von Dr. Hald:

983 Klostergründung „St. Gregor Petri domus“
1159 Brand mit nahezu totaler Vernichtung der Gebäude
1162 -1180 Neubau
1769 -1782 Neubau des barocken Konventgebäudes

  • Wiederentdeckungsmaßnahmen des Vereins „Petershauser Orgelkultur“ 2015.
  • Kooperation mit der HTWG Konstanz (Architektur und Design), auf Anregung des Dez. III der Stadt Konstanz
  • Beginn mit Geophysikalischen Radar-Messungen 2016 (Kirchenbau L 40 m, B 14 -17 m)
  • Fundament der Kirche aus dem 4. Jahrhundert. Vermutung eines römischen Brückenkopfes (Vgl Brücke in Stein a.Rh.)

Die romanische Kirche wäre bei Erhalt heute ebenso geschützt als „Weltkulturerbe“ wie die Reichenauer Kirchen.
Genaue Darstellung der Fundamentierung und Befestigung des heutigen „Visualisierten Portals“ der HTWG-Studiengruppe „Pars Tempi“, Preisträger des POK-Wettbewerbs und Realisierungsvorschlag des „Gestaltungsbeirates der Stadt Konstanz“.

Herr Dr. Hald empfiehlt nachhaltig, die weitere sensible und durchdachte Gestaltungskonzeption von Masterstudent Roman Kreuzer auf dem ehemaligen Klosterkirchenareal umzusetzen.

Zum Vortrag Prof. Dr. Jürgen Klöckler:

Welch verschiedenen Funktionen vom Lazarett 1814-1818 bis zur Nutzung als Kaserne die Gesamtanlage diente, ließ Prof. Dr. Jürgen Klöckler anschaulich nachempfinden.

Einmal mehr war Petershausen mit der Infrastruktur des Klosters nah der Altstadt bedeutend. Das Klosterareal diente als repräsentatives Kasernenareal vom Kaiserreich bis zum Dritten Reich; die nachfolgende Besatzung durch die Franzosen organisierte hier einen wichtigen Garnisonsstandort im Visavis zum am Rhein gelegenen Offizierskasino.

Heute bietet Petershausen ein bedeutender Stadtteil für Wohnen, Verwaltung, Polizei, Kultur und rheinnaher Erholung.

Die militärische Nutzung der ehemaligen Klostergebäude Petershausen – Eckdaten

Nach dem Abriss der säkularisierten Klosterkirche im 19. Jahrhundert (1831) und der Revolution von 1848 wurde das Klostergebäude einer militärischen Nutzung zugeführt,

  • zunächst für hessische und preußische Besatzungskräfte,
  • ab 1850 für das Badische Militär
  • 1868: für das 6. Badische Infanterie - Regiment
  • 1871: das 6. Bad. Inf. Regiment wird zum 114. Inf. Regiment (1. und 3. Bataillon)
  • ab 1870 zur Preußischen Armee gehörend
  • ab 1871: 6. Badisches Infanterieregiment „Kronprinz Friedrich-Wilhelm“ Nr.114
    Aufgabe u.a.: Bewachung der Burg Hohenzollern (Preuß. Regiment), später unter Regimentschef (?) Kaiser Friedrich III.
    Name auch „Seehasenregiment“
  • 1880 Mannschaftsgebäude f. d. 2. Bataillon.

Neu als „Garnisonsstandort“ = wichtiger Faktor der Stadt Konstanz

Beispiel.: Militärische Laufbahn Paul Wentz

1. WK = Regiment an die Westfront in Frankreich (totaler Verlust)

Später 6.Bad. Bataillon, dann 14. Regiment (?)

Zeit der Reichswehr, dann Wehrmacht und frz. Besatzung

(Reichswehr und Wehrmacht = in den Unterlagen des Archivs wenig „belegt“)

Hinweise auf Sturm – und Infanterieregiment 114: Vernichtung bei Ölmütz

Traditionsregiment 114

Französische Militärzeit: (bessere Klärung erforderlich)

Panzergrenadiereinheit 99: nach immendingen

Jägerbataillon nach Donaueschingen/Dt. Frz. Brigade  (heute in Mali)

Am 26. April 1945, gegen 15 Uhr: Französisches Militär mit zahlreichen Zivilisten auf der Marktstätte vor dem ehemaligen Spitalgebäude, im Hintergrund das Konzil mit Rotkreuz-Fahne. |  Bild: Stadtarchiv Konstanz
Am 26. April 1945, gegen 15 Uhr: Französisches Militär mit zahlreichen Zivilisten auf der Marktstätte vor dem ehemaligen Spitalgebäude, im Hintergrund das Konzil mit Rotkreuz-Fahne. | Bild: Stadtarchiv Konstanz

Aus dem Südkurier:

Vor 75 Jahren: Französische Truppen erreichen Konstanz und besetzen die Stadt. An einem regnerischen Donnerstag im Jahr 1945 endete für Konstanz der Zweite Weltkrieg. Ohne Kampf, ohne Blutvergießen. Am 26. April erreichten französische Truppen den Bodensee. Der Konstanzer Stadtarchivar Jürgen Klöckler fasst zusammen, was an diesem Tag passierte.

Einmarsch der Franzosen 1945: Zuerst in die „Klosterkaserne“
Umgehend Registrierung von 400 Konstanzern als Geiseln: Bei Tod eines frz. Offiziers wären 30 Geiseln erschossen worden.
Die 13. Motorisierte Brigade der Franzosen investiert ihren Sitz in der Klosterkaserne.
Abzug 1977/78

Danach Umnutzung des gesamten Areals: Verwaltung/Kultur (Bau neues LRA, Torkel = Sozialamt, Konventgebäude = ALM und Stadtarchiv, Musikschule und Wohnungsbau. Später WOBAK-Neubau, Hotel IBIS, Tiefgarage)

Der Eröffnungsabend zu den Klostererlebnistagen Konstanz war ein gelungener Auftakt mit besonderem Dank an den Verein „Petershauser Orgelkultur“ als Initiator und Motor der Zusammenarbeit zwischen den Dienststellen Landratsamt, Stadtarchiv, ALM Baden-Württemberg in Konstanz und der Pfarrgemeinde Konstanz-Petershausen, mit Pfarrer Mitzkus, und der Musikschule Konstanz, Herrn Dieter Dörrenbächer.

Aus Zuhörern wurden begeisterte Beteiligte für die weitere Umsetzung und Werbung einer sichtbaren Erinnerungskultur Petershausen und folgten gern dem Rat von Dr. Hald „Petri Hus“ nicht zu vergessen!

Alfred Greis, Mitglied im Verein Petershauser Orgelkultur

© Petershauser Orgelkultur
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