Klosteranlage wird zum Kristallisationspunkt
Im vergangenen Jahr startete das internationale Projekt „Inspiration Bodensee: Kirchen, Klöster, Weltkultur“. Mit dem neuen Angebot für Touristen und Einheimische wollen Touristiker, darunter die Regio Konstanz-Bodensee-Hegau, sowie Kirchen und weitere Projektpartner das kulturhistorische Erbe sowie kirchliche Angebote in den Fokus rücken. Auch die Pfarrei Konstanz-Petershausen wurde für die Teilnahme angefragt. Aber was tun? Alte, würdevolle Kirchen gibt es in Petershausen nicht mehr. Wolfgang Müller-Fehrenbach, Vorsitzender des Vereins Petershauser Orgelkultur, welcher inzwischen die Portal-Nachbildung der ehemaligen Klosterkirche Petershausen als Verweis auf die Urzelle des Stadtteils realisiert hat, kam auf die Idee: „Wir nehmen an den Klostererlebnistagen teil.“ Mit weiteren Aktivisten, darunter dem Archäologischen Landesmuseum und der Musikschule, welche in den ehemaligen Klostermauern domiziliert sind, gäbe es die Chance, mit einem mannigfaltigen Programm auf das kulturhistorische Erbe, das beinahe in Vergessenheit geraten war, lebhaft zu präsentieren.
Pfarrer Thomas Mitzkus von der Pfarrei Konstanz-Petershausen war sofort von dem Vorschlag begeistert. Noch ist der Pfarrer neu in Konstanz. Er staunt über die reiche Geschichte der Stadt. Das Projekt des Vereins Petershauser Orgelkultur, die ehemalige Klosterkirche Petershausen zu visualisieren, unterstützt er gerne. Gerade in der heutigen Zeit, „wo alles nach vorne strebt“, sei das Wissen, woher man komme und wo man seine Wurzeln habe, wichtig. Das Portal steht und im nächsten Schritt will der Verein auch die Grundmauern der Klosterkirche visualisieren. „Dies geschieht in enger Abstimmung mit dem Amt für Stadtplanung und Umwelt“, erläutert Wolfgang Müller-Fehrenbach, denn das ASU erarbeite eine Freiflächenplanung für das Gesamtareal. Müller-Fehrenbach, seines Zeichen auch Gemeinderatsmitglied, geht davon aus, dass die Planungen im Frühsommer dem Technischen– und Umweltausschuss zur Entscheidung vorgelegt werden.
Die Historie sowie die kirchengeschichtlichen Wurzeln, welche Europa mitgeprägt hätten, sichtbar und erlebbar zu machen, findet Pfarrer Thomas Mitzkus wichtig. Mit Blick auf die ehemalige Klosteranlage Petershausen meint er: „Es lohnt sich, das an diesem Ort festzumachen.“ Noch sei der Bereich der ehemaligen Klosterkirche unerschlossen und daher für Besucher wenig attraktiv. Wenn das Areal aber verschönert und aufgewertet werde, „dann ist es ein Gewinn für den ganzen Stadtteil“, ist der Pfarrer überzeugt.
Zur Attraktivitätssteigerung des ehemaligen Klosterareals soll nun auch die Beteiligung an den Kloster-Erlebnistagen im Oktober 2020 beitragen und gleichzeitig auf die Bedeutung des historischen Erbes hinweisen. Wolfgang Müller-Fehrenbach hat schon viele Ideen für das Programm, darunter Vorträge über die Baugeschichte des Klostergebäudes und der Klosterkirche Petershausen sowie zu der Geschichte der Benediktiner, sowie musikalische Darbietungen, wobei die Musikschule, die ebenfalls in einem historischen Klostergebäudeteil untergebracht ist, Lust zum Mitmachen signalisiert habe. Barbara Theune-Großkopf, stellvertretende Direktorin des Archäologischen Landesmuseums, ist vollkommen begeistert und schwärmt schon jetzt davon, wie gregorianische Gesänge in den Gängen des ALM klingen würden. Auch sie überlegt schon mit Feuereifer, auf welche Weise sich das Museum an den Klostererlebnistagen noch einbringen könnte. Pfarrer Thomas Mitzkus denkt darüber nach, auf welche Weise die spirituellen Aspekte eingebracht werden könnten, und will sich jetzt mit der evangelischen Pfarrerin Christine Holtzhausen zusammensetzen, denn die Ökumene habe in Petershausen eine gute Tradition.
So hat das Streben nach der Visualisierung der ehemaligen Klosterkirche nun die Initialzündung für eine Veranstaltung gegeben, bei denen die Nutzer der ehemaligen Klosteranlage nur allzu gerne bereit sind, sich aktiv und kreativ einzubringen. Wolfgang Müller-Fehrenbach staunt selbst, welche „Fülle an Möglichkeiten“ es jetzt schon gibt. Alle Beteiligten wollen bis März ein rundes Paket schnüren. Hatte Wolfgang Müller-Fehrenbach zunächst mit dem 11. Oktober nur an einen einzigen Veranstaltungstag gedacht, überlegt er jetzt: „Vieleicht sollten wir schon am 10. Oktober starten.“